Heimatmuseum
Überlegungen und Anregungen während der 1000-Jahr-Feier der Residenzstadt Weilburg im Jahr 1906 führten am 12.Juli 1911 zur Gründung des „Verein Heimatmuseum“ und am 6.September zur Verabschiedung einer Satzung, die u.a. beinhaltete, dass die Stadt Weilburg Eigentümerin des künftigen Museums wird.
Dem Vorstand gehörten an:
1.Vorsitzender Prof. Richard Gropius |
2.Vorsitzender Bürgermeister Gustav Karthaus |
Beisitzer Auguste Moser |
Dr. med. Bernhard Pontani |
Grundstock für die Sammlungen bildeten aufbewahrte Altertümer aus städtischem Besitz sowie Schenkungen und Leihgaben Weilburger Bürger, insbesondere von Dr. Pontani und Domänenrat Reichert. Diese Exponate konnten zum ersten Mal im Frühjahr 1914 im Haus Marktplatz 7 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Da es nach dieser Präsentation erhebliche räumliche Schwierigkeiten bei der Unterbringung des Museums gab, musste der gesamte Museumsbestand im Jahre 1918 wieder verpackt werden.
1922 bis 1930 fristeten die Sammlungen im Alten Rathaus „das Dasein einer historischen Rumpelkammer“, danach fanden sie für sechs Jahre Aufnahme im Weilburger Schloss.
Hierzu konnte 1930 ein Vertrag mit der großherzoglich- luxemburgischen Vermögensverwaltung abgeschlossen werden, demzufolge das Museum zunächst vier, später sieben Räume kostenlos nutzen durfte. 1931 übernahm Karl Heymann, „der Major“, die Leitung des Museums.
Heimatmuseum im Schloss 1933. Saal für Handwerk, Gewerbe, Volkskunde |
Heimatmuseum im Schloss 1933. Waffen, Militär, Luftfahrt, Feuerlöschwesen |
1934 ging das Schloss in preußischen Staatsbesitz über.
1936 wies die Stadt Weilburg dem Museum die damalige Volksschule in der Langgasse als Domizil zu, wo der Betrieb des Museums bis zum 23.August 1943 trotz Kriegswirren aufrecht erhalten werden konnte. Dann aber musste das Museum einer Einheit der Waffen-SS weichen.
Heimatmuseum 1936 / Alte Volksschule (Foto 1930)
Am 29.Mai 1938 formulierte der Landrat des Oberlahnkreises: „Das Sammelgebiet des Weilburger Heimatmuseums ist der Oberlahnkreis, seine Aufgabe, die Darstellung von Land und Leuten im Oberlahnkreis, das Ziel der Arbeit die Entwicklung des Museums zu einer heimatkundlichen Forschungs- und Bildungsstätte.“ Ein Arbeitsziel, das bis in die heutige Zeit seine Gültigkeit behalten hat.
Heimatmuseum ca.1938 / Alte Volksschule
In Anlehnung an die Richtlinien des Regierungspräsidenten in Wiesbaden verfasste Heymann ein ausführliches Museumskonzept und baute die Ausstellungen dementsprechend auf. Daneben leistete er ebenso vorbildlich den Aufbau des Historischen Archivs der Stadt Weilburg mit Archivalien ab ca. 1500, das als Abteilung dem Museum angeschlossen wurde.
Seit Februar 1949 befindet sich das Museum an der heutigen Stelle im ehemaligen fürstlichen nassau-weilburgischen Regierungsgebäude am Schlossplatz.
Ungeachtet des andauernden Hin und Her der Sammlungen behielt der damalige Leiter den Überblick über die Gegenstände.
Museumsleiter Karl Heymann mit seinen Helferinnen anlässlich des
50-jährigen Bestehens des Heimatmuseums am 3.September 1961
Eintrittskarte |
Weilburger Steingut |
Viele der Exponate, die zum damaligen Grundstock des Museums gehörten, können noch heute bestaunt werden .
Nassauischer Löwe |
Apotheke „Zum Engel“ von 1819 |
Spielzeug-Ausstellung 1955 |
Weilburger Steingut 1972 |
Einige weitere Beispiele: die Fahnen der Luftschiffer Jean-Pierre Blanchard (1785)
und Charles Green (1836), Originalteile des 1910 abgestürzten Zeppelins Z II, Modelle landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen der ehemaligen Höheren Landwirtschaftsschule Weilburg, die Burger'sche Schmetterlingssammlung mit mehr als 7000 Exemplaren aus aller Welt, die umfangreiche Sammlung Weilburger Steingut, die Einrichtung der Weilburger Hofapotheke „Zum Engel“ und vieles andere mehr.
Karl Heymann
geboren: 10.02.1886, Hachenburg
gestorben: 07.07.1966, Weilburg
Karl Heymann besuchte das Progymnasium in Hachenburg, von 1897 bis 1904 das Gymnasium in Weilburg.
Berufsoffizier, im Ersten Weltkrieg als Flieger schwer verwundet, 1919 Abgang als Major. Nach juristischem und philosophischem Studium in Berlin und Leipzig Tätigkeit als Kaufmann.
1929 Rückkehr nach Weilburg.
1931 bis 1964 Museumsleiter, ab 1937 zugleich Denkmalpfleger für den Oberlahnkreis, Mitglied der Historischen Kommission für Nassau, korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.
Besondere Verdienste hat sich Heymann durch die Aufnahme und Pflege vorgeschichtlicher Denkmäler und die Erfassung vor- und frühgeschichtlicher Bodenfunde erworben. Auch die wissenschaftliche Katalogisierung und Inventarisierung des Museumsbestandes waren vorbildlich.