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Johann Ernst / Carl August / Carl Christian

Johann Ernst

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Antiquarius Dielhelm schrieb über den Zustand von Weilburg im 17.Jahrhundert: „...wegen der Gebäude, als auch wegen der Unförmigkeit der Straßen...“ das Bild „einer sehr schlechten Stadt.“

 

Erst Graf Johann Ernst begann 1702 mit der Beseitigung der Kriegsschäden und -folgen. Beeinflusst durch seinen Aufenthalt am Hof des französischen Königs Ludwig XIV., gestaltete er Weilburg zu einer „modernen“ barocken Residenzstadt um.

 

Die Umbauten im Schloss hatten schon früher begonnen – 1695 datiert das Parkett des chinesischen Zimmers.

 

Liste der wichtigsten unter
Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg
neu errichteten Gebäude und Anlagen 1703-1719:

  • Schlosskirche
  • Schlossgarten / Orangerien
  • Futtermauer am Gebück
  • Regierungsgebäude + Remisen (heute Bergbau- und Stadtmuseum + „Tiefer Stollen“)
  • Archivgebäude (heute ‚Alte Rentkammer')
  • Prinzessenbau + Marstall (heute Schlosshotel)
  • Kabinettsbau + Reitbahn (heute Stadthalle)
  • Marktplatz / 13 Häuser am Marktplatz
  • 9 Häuser in der Vorstadt
  • verschiedene Häuser im Stadtbereich
  • Münzgebäude / Wasserleitung / Windhof
  • Lindenalleen

 

Archivbild

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Den geeigneten Baumeister zur Verwirklichung des barocken Baustils fand der Graf in Julius Ludwig Rothweil.

 

Lageplan

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Die vielen militärischen und höfischen Ämter (u.a. kaiserlicher Generalfeldmarschall, Großhofmeister des Kurfürsten von der Pfalz, Gouverneur von Düsseldorf) brachten beträchtliche Summen in die Kassen des Grafen, so dass er die neuen Schlossbauten und den prachtvollen Schlossgarten selbst finanzierte. Auch konnte er sich während seiner Regierungszeit einen Hofstaat von 140 Personen leisten.

 

Schloß

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Mit der oberen Orangerie wird äußerlich der Bogen gespannt vom herrschaftlichen zum kirchlichen (Schlosskirche) und bürgerlichen (Altes Rathaus) Bereich.

 

Stützmauer

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Unter erheblichem Aufwand wurde der Schlossgarten erweitert. Gewaltige Stützmauern mussten errichtet werden, um die umfangreichen
Aufschüttungs- und Planierungsarbeiten ausführen zu können. Es entstanden zwei Terrassen, verbunden durch zwei Marmortreppen und der unteren Orangerie, die Rothweil dem Petit Trianon in Versailles nachbildete.

 

Julius Ludwig Rothweil

 

Julius Ludwig Rothweil wurde um 1675 geboren. Das genaue Geburtsdatum sowie der Geburtsort sind nicht überliefert. Rothweil starb 1750 in Pyrmont.


Als sein ältestes Bauwerk gilt Schloss Philippsruhe in Hanau. Schon dort ist sein „französischer Stil“ nicht zu übersehen. 1702 fand Rothweil in Weilburg eine Anstellung als Landhauptmann und Architekt für das gesamte Schloss-, Stadt- und Landbauwesen.


1719 beendete Rothweil zunächst seine Zeit in Weilburg. Er trat in die Dienste des Fürsten von Waldeck, um sich dem Ausbau der Städte Arolsen und Pyrmont zu widmen.

 

Schloßplatz

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Zum Schlossplatz wurde eine Stützmauer mit acht als Remisen genutzten Tonnengewölben (heute: “Tiefer Stollen”) und zwei gegenläufigen Treppen angelegt. Den Platz gestaltete Rothweil als Cour d'honneur für militärische und gesellschaftliche Zeremonien. Die Abgrenzung zur Stadt hin ergab sich durch die neue Kanzlei (heute: Bergbau- und Stadtmuseum) und die Rentkammer. Der Viehhof, ein ursprünglich offenes, steil abfallendes Gelände, wurde zum herrschaftlichen Wirtschaftshof mit Marstall, Prinzessen- und Kabinettbau sowie einer Reithalle (heute: Schlosshotel und Stadthalle).

 

Planzeichnung

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Planzeichnung (Original HHStA Wiesbaden)

 

Für seine Stadt führte der Graf Johann Ernst bereits 1699 mit einem neuen städtischen Baureglement eine vorgeschriebene Bauweise ein.

 

Er hatte „ungern gesehen und vernommen, dass in Erbauung der Wohnhäußer und andere gebäue große Unordnung vorgeht, in dem einige gar unausstehlich und übel, einige auch an solchen plätzen aufgerichtet worden, wohin kein gebäu gehörig seyend.“

 

Daher wurde angeordnet, jedes Bauvorhaben bei der gräflichen Kanzlei anzumelden, um die erforderlichen Anweisungen zu erhalten: „ ...verputzter, im Obergeschoss zuweilen verschieferter Fachwerkbau, zweigeschossig, durchschnittlich fünfachsig mit Mitteltür und kleiner Freitreppe, Satteldach mit Zwerchgiebel, ohne Schmuckform.“ (Karl Heymann)

 

Markplatz

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Für den neuen Marktplatz, die Schlosskirche, Rathaus und Orangerie mussten 37 Häuser weichen. Die Besitzer wurden entschädigt und bezogen neue „Reihenhäuser“ in der Vorstadt.


Rothweil erbaute um den quadratischen Platz 19 steinerne, im Parterre mit Arkaden versehene Häuser.

 

„Diese Arkaden und Zwerchgiebel sind seitlich verschoben, das Einzelhaus ist also unsymmetrisch, erst durch das Zusammentreten von zwei Häusern entsteht die wechselnde Symmetrie des anmutigen Platzbildes, das leider durch einige Bauten des 19./20.Jahrhunderts gestört wird.“ (Karl Heymann)


Archivbild

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Weilburg 1770

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Weilburg 1770


„Das Neue in Weilburg, durch das sich die Stadt von den übrigen Nassauischen Residenzen abhebt, ist der enge Zusammenhang, die gegenseitige Durchdringung von Schloß und Stadt. Dies mag teilweise die gedrängte felsige Lage Weilburgs bedingen; aber hauptsächlich ist es die Leistung des Architekten, der sich hierin als typischer Barockkünstler erweist ... Aber das Schloß bestimmt nicht nur das Stadtbild, die Stadt dient umgekehrt auch dem Schloß. Durch die axiale Orientierung der Neugasse auf den Schloßplatz (Cour d'Honneur), durch die Begradigung der Niedergasse und durch die Brückenhäuser ... wurde die ganze Stadt zum „Vorraum“ des Schlosses, die Straßen der Stadt zu „fürstlichen Auffahrtswegen“. Suchte im Mittelalter die Stadt Schutz durch die Nähe der Burg, so war sie jetzt der vorbereitende Weg zum Schloß und Abbild der dortigen Ordnung und Herrlichkeit.“ (M.Backes: Julius Ludwig Rothweil, ein rheinisch-hessischer Barockarchitekt)

 

Die Schlosskirche wurde als Querbau an der Stelle der alten Stadt- kirche (Martinskirche) errichtet. Sie gilt als der bedeutendste protestantische Kirchenbau des Barocks in Hessen und bildet zusammen mit dem Alten Rathaus eine bauliche Einheit, d.h. hier verschmolzen ein sakraler und ein profaner Bau nach außen hin zu einem Bauwerk.


Schloßkirche>> vollständiges Bild <<

 

Graf Johann Ernst suchte einen Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit, nicht zu weit entfernt von seiner Residenz, mit höfischer Unterhaltung (Irrgarten und Gartenlusthaus), aber in ländlicher Umgebung („Entenlogis“ im Schlossteich, Landwirtschaftsbetrieb). So wurde 1713 das Projekt Jagdschloss Windhof in Angriff genommen. Es entstand ein Bau, dessen Vollendung der Graf nicht mehr erlebte. Nach seinem Tod 1719 sorgte sein Sohn Carl August für die Fertigstellung (1726).


Schloßanlage>> größere Ansicht <<

 

Der U-förmig angelegte Windhof bestand hauptsächlich aus dem Schloss als Mittelbau, flankiert von zwei freistehenden Wirschaftsgebäuden. Das Innere des so gebildeten Hofes nahm ein aus den Kubacher Quellen gespeistes Wasserbecken ein. Die Hauptachse der in strenger Symmetrie gebauten Anlage wurde genau auf den Turm der Schlosskirche ausgerichtet.

 

Karte von 1757 (Original HHStA Wiesbaden)

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Karte von 1757 (Original HHStA Wiesbaden)

 

Heute dient der Windhof als Wohnheim für die Studierenden der Technikakademie Weilburg.

 

Der Tiergarten wurde in seiner heutigen Ausdehnung 1685 bis 1688 als herrschaftlicher Jagdpark in der Nähe des Stadtteils Hirschhausen angelegt. Er war von einem Holzzaun umgeben, nach 1736 von einer festen Mauer. Aus dieser Zeit stammte auch das 1916 abgebrannte Jagdhaus.

 

Karte von 1757 (Original HHStA Wiesbaden)

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Karte von 1757 (Original HHStA Wiesbaden)

 

Für den neuen aufwändigen Lebensstil im Schloss mit Badanlage, Springbrunnen u.ä. benötigte die Herrschaft viel wertvolles Wasser. Es passte zum gesamten Stadtplanungskonzept des Grafen, nun auch die Wasserversorgung zu optimieren. Mit großem technischem Aufwand gelang es, ein Leitungssystem zu installieren, das für fast zwei Jahrhunderte Schloss und Stadt bediente. Auch an diesem Projekt war Rothweil maßgeblich beteiligt. Es entstand ein für seine Zeit herausragendes technisches Denkmal.

 

Delineatio von J.H.Gunkel, 1776 (Ausschnitt, Original HHStA Wiesbaden)

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Delineatio von J.H.Gunkel, 1776 (Ausschnitt, Original HHStA Wiesbaden)

 

Quellen auf den Höhen der Westerwaldseite füllten drei große Reservoirs. Von dort liefen die Röhren hinab zur Lahn, dann über die „Rothe Brücke“, um schließlich den Hang hinauf die Stadt zu erreichen. Das Prinzip der kommunizierenden Röhren gewährleistete so beispielsweise einen immer gefüllten Wasserbehälter im Glockenturm der Schlosskirche.

 

Die Reservoirs bestehen aus zwei rechteckigen Becken (11 x 28 m), die parallel in einem Abstand von 20 m angelegt wurden. Ein drittes Becken hat einen quadratischen Grundriss (11 x 11 m) und liegt etwa 1,50 m tiefer in der Mitte vor den beiden größeren.

 

Steinbruch

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Das Baumaterial Basalt stammt aus Steinbrüchen in der Nähe, z.B. dem Steinbühl. Die Steine haben im Mittel einen Durchmesser von 25 cm und eine Länge von 16 bis 30 cm. Die ca. 50 cm starken Wände sind zweischalig gemauert, mit einem 20 cm breiten, mit Lehm verfüllten Zwischenraum.

 

Archivbild

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Es liegen Baumeister-Rechnungen für Röhren aus Ton, Eisen, Blei und Holz vor, die auf einer Länge von über 50 km verlegt wurden.

 

Natürlich war diese komplizierte Wassertechnik auch anfällig. So riss 1784 Hochwasser mit Eisgang die „Rothe Brücke“ weg. Sie wurde durch die Kettenbrücke ersetzt.

 

Neben der herrschaftlichen Wasserleitung gab es eine bürgerliche, die die städtischen Brunnen speiste.

 

Ende des 19.Jahrhunderts war man gezwungen, das einst geniale System wegen seines maroden Zustandes aufzugeben.

 

Restaurierung

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Die Restaurierung der barocken Weilburger Wasserversorgung in den
letzten Jahren mit wissenschaftlicher Unterstützung von Prof. Dr.M.Döring (FH Darmstadt) brachte viele neue Erkenntnisse und lässt die Hochachtung vor der wasserbautechnischen Leistung der alten Baumeister noch steigen.

 

Carl August

 

1743 holte Graf Carl August (ab 1737 Fürst), der Sohn von Johann Ernst, Julius Ludwig Rothweil erneut nach Weilburg. Als Hauptgrund wird angenommen, dass der Fürst das Renaissanceschloss modernisieren wollte.

 

Carl August

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Schon vorher hatte er Kontakt zu dem erfolgreichen Architekten aufgenommen. Im Zusammenhang mit der Umgestaltung von Schloss und Schlossgarten in Kirchheimbolanden, dem Hauptaufenthaltsort des Grafen, errichtete der Baumeister dort eine Kirche (Paulskirche) nach dem Vorbild der Weilburger Schlosskirche.

 

In Weilburg lagen zwar Pläne für den Umbau des Schlosses in der Schublade, verwirklicht hat Rothweil jedoch „nur“ zwei Schlossanbauten (Heuscheuer, Niderondel) und so blieb das reizvolle Hochschloss des 16.Jahrhunderts der Nachwelt erhalten.

 

Heuscheuer

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1746 wurde die Heuscheuer, ein Magazingebäude, fertig gebaut. Der trapezförmige Anbau an den Marstall bildet den Abschluss der Schlossanlage nach Norden.

 

1747 stand auf dem Marktplatz in der Ecke Orangerie/ Schlosskirche das Niderondel (nid d'hirondelle = Schwalbennest). Diesen zweistöckigen Anbau nutzte Fürst Carl August bei seinen Aufenthalten in Weilburg. Wahrscheinlich schon gegen Ende des 18.Jahrhunderts ist dieses Gebäude eingestürzt.

 

Niderondel

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Carl Christian

 

Carl Christian machte schnell Karriere und wurde an den bedeutendsten Höfen Europas gerne empfangen. Dabei kam ihm sein angenehmes Auftreten und seine Erscheinung zugute.

 

Carl Christian>> größere Ansicht <<

 Carl Christian (Beschreibung)>> größere Ansicht <<

 

Am 5.März 1760 heiratete er die wegen ihrer Schönheit gerühmte Prinzessin Caroline von Nassau- Oranien in der Groote Kerk von Den Haag.


Prinzessin Caroline von Nassau>> größere Ansicht <<

 

Carl Christian hielt als Fürst zu Nassau, Graf zu Saarbrücken und Saarwerden, Herr zu Lahr und Mahlberg, auch Wiesbaden und Idstein, des oberrheinischen Kreises kommandierender Generalfeldmarschall und Obrister eines Regiments Infanterie, Ihrer hochmögenden der Herren Generalstaaten der vereinigten Niederlanden bestellter General der Infanterie und Obrister- Kommandant der Garde zu Pferd, Gouverneur zu Maastricht, des königlichen dänischen Elefantenordens Ritter etc. Hof in Den Haag.

 

1784 legte er seine niederländischen Titel ab und erhielt vom Kaiser das Prädikat Durchlauchtig Hochgeboren.

 

Das Fürstenpaar besuchte zum ersten Mal 1763 Weilburg. Fast ein Jahr bereiteten sich die Bürger auf dieses Ereignis vor. Viele Instandsetzungsarbeiten und Schönheitsreparaturen in der Stadt wurden vorgenommen.


Festliche Ausschmückungen wie Ehrenpforte und Illuminationen bestehend aus fast 15.000 Lämpchen, die in den Fenstern am Marktplatz standen, sorgten für das entsprechende Ambiente.

 

Weilburger Hündchen

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Auf Fürst Carl Christian geht die Sage vom Weilburger Hündchen zurück: Der Fürst besaß ein Hündchen, das er sehr liebte und das ihn stets begleitete. Als wieder einmal zur Jagd aufgebrochen wurde, befand sich das Tier aus Versehen in einem verschlossenen Raum und konnte sich nicht bemerkbar machen. Als es durch das offene Fenster sein Herrchen über die Brücke reiten sah, sprang es in die Tiefe. Der Sturz wurde von der dichten Bepflanzung im Gebück gedämpft, so dass der kleine Hund noch in der Lage war, durch die Lahn zu schwimmen. Bei seinem Herrn angekommen, brach er jedoch vor ihm tot zusammen. Als Andenken an seinen treuen Gefährten ließ Fürst Carl Christian das „Steinerne Hündchen“ am Fenstersims anbringen.

 

Unter Fürst Carl Christian hinterließen verschiedene Baumeister-Persönlichkeiten ihre Spuren in Weilburg.

 

Stadtmauerturm

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Vollständig erhalten blieb bis heute der Stadtmauerturm am Schlossgarten.

 

Viele Baumaßnahmen nach der großen Stadtsanierung unter Graf Johann Ernst bedingten die Niederlegung der desolaten Teile der Stadtbefestigung. Danach standen der Ausdehnung des Stadtgebietes keine Mauern, Türme und Tore mehr im Weg.

 

Johann Wilhelm Sckell (1722-1792) und Johann Friedrich Sckell (1725-1810)


Die Brüder stammten aus einer alten Architekten- und Gärtnerfamilie. Johann Wilhelm stand schon in Diensten von Fürst Carl August. Sein Sohn Clarus Friedrich Ludwig, 1750 in Weilburg geboren, erlangte als Gestalter des Englischen Gartens in München wohl den größten Ruhm. Er schuf auch den Garten des Schlosses in Wiesbaden- Biebrich.


Johann Friedrich, 1757 eingestellt als Hain-, Lust- und Windhofsgärtner in Nachfolge seines Bruders, wurde 1765 zum Bauinspektor für alle rechts- und linksrheinischen Besitzungen des Fürsten Carl Christian.


Bautätigkeiten:

  • Steinerne Brücke (1765-1769)
  • Zuchthaus in der Vorstadt (1763-1765)

 

Weilburg 1778, Zeichnung von A.Zirnburg

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Weilburg 1778, Zeichnung von A.Zirnburg

 

Nachdem in der Neujahrsnacht 1763/64 die alte Steinbrücke aus dem 16.Jahrhundert, wie schon ihre Vorgängerin, durch Eisgang weggerissen worden war, legte 1765 Johann Friedrich Sckell den Bauentwurf für eine neue Steinerne Brücke vor.

 

Weilburg

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5 Bögen

  • Gesamtlänge:
  • Breite:
  • Mauerwerk: 

rd. 83 m

8,65 m

Schalstein



Weilburg, Anfang 20.Jhdt.



Über die Fertigstellung des Rohbaus am 7.Oktober 1769 berichtet Sckell: „Der einigermaßen konträren Witterung ohngeachtet ist in dieser Woche und zwar heut Mittag gegen 2 Uhr durch Anwendung des äußersten Fleißes nun auch der letzte Brückenbogen glücklich und ohne das jemand von denen daran Arbeitenden verunglückt oder sonsten Schaden genommen, geschlossen worden. Wo die beiden Handwerker der Steinhauer und Maurer nebst denen übrigen Arbeitern auf ihre eigenes Veranstalten unter Vorgehung einer Bande Musikanten, um den letzten Schlußstein abzuholen, in processione nach der Steinhauerhütte zogen, und als derselbe ausgeladen und ein Maurer mit in Hand habendem und mit Bändern geziertem Strauß sich auf denselben gesetzet, derselbe unter vielem Frohlocken zur Stelle bracht, sofort gehörig eingesetzt und von einem Maurer der Gewohnheit nach ein Spruch gesagt worden war, so wurde von sämtlichen Handwerkern und Arbeitern das Lied: „Nun danket alle Gott“ unter Beistimmung der Musikanten abgesungen. Während diesem actu nun fuhr der sehr schwer beladene und mit 6 Personen besetzte Postwagen, von Limburg kommend, an welchem der hießige Posthalter Hofmann vorging und sofort die bereits mit Sand beschüttete Brücke zu aller Anwesenden innigster Freude, zum ersten Male passierte. Worauf dann die beiden Handwerker der Maurer und Steinhauer, um das von dem Herrn Kammerrates Thomae wohlgeboren ihnen der Gewohnheit nach gütigst ausgesetzt zu verzehren in processione nach dem Wirtshaus „Zum grünen Baum“ zogen und sich hierbei einigermaßen belustigten. Künftig wird nun an der zurückgebliebenen Steinmauer und Verdachung der Pfeiler, solange es die Witterung zulassen wird, fortgearbeitet, die Pritsche abgelegt und das Bogengehölz zum Versteigern auf Seite gebracht werden.“

 

Friedrich Ludwig Gunkel (1742-1835)

 

Gunkel arbeitete schon im Haag in den Niederlanden als Architekt für Carl Christian. Dort plante er einen pompösen Palast für das Fürstenpaar.


1773 trat er die Nachfolge von J.F.Sckell als Baumeister und Chaussee-Inspektor in Weilburg an. Er führte wichtige Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten durch, z.B. an der Rothen Brücke und der herrschaftlichen Windhöfer Brunnenleitung, entwarf Pläne für notwendige Neubauten wie das Gymnasium und das Amtshaus (heute Amtsgericht) und baute das Regierungsgebäude (heute Bergbau- und Stadtmuseum) um.


Daneben reiste er immer wieder nach den Niederlanden, während ihn sein Bruder Justus Henrich in Weilburg vertrat.


1775 war Gunkel so verschuldet, dass sein Gehalt gepfändet wurde. Ein Gesuch um Entlassung lehnte man ab. Vermutlich floh er 1777 in die Niederlande.

 

Im Oktober 1776 erhielt Friedrich Ludwig Gunkel den Auftrag, Pläne für einen Neubau des Gymnasiums zu fertigen. Als Standort bot sich der Platz hinter der Mauer an, auf dem bis 1772 die herrschaftliche Heuscheuer gestanden hatte.


Gunkel plante einen zweistöckigen Bau im Louis- Seize-Stil mit integrierten
Wohnungen für Rektor und Konrektor und setzte dafür 18.580 Gulden an.

 

Gymnasium

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Johann Ludwig Leidner (1756-1828)

 

Als Nachfolger von F.L.Gunkel prägte Leidner durch seine Bautätigkeit das Bild der Stadt Weilburg nachhaltig:

 

1777/80 

Neubau des Gymnasiums in der Mauerstraße. Hier konnte mit einigen Veränderungen der Plan von Gunkel verwirklicht werden.
1783/86 Husarenkaserne in der Bogengasse
1785/86 Kettenbrücke für die herrschaftliche Wasserleitung
1786 neues Posthaus, verkehrsgünstig gelegen vor der Steinernen Brücke
1787/88 Neubau der Brückenhäuschen an der Steinernen Brücke
1788 Superintendentur als Amts- und Wohnsitz für die Dekanatsverwaltung in der Pfarrgasse
1790/91 Haus Pfarrgasse 1 für höhere Hofbeamte



1785/86 erbaute Johann Ludwig Leidner als Ersatz für die „Rothe Brücke“ die Kettenbrücke, damals die erste Eisenkettenkonstruktion auf dem europäischen Festland.

 

Kettenbrücke>> größere Ansicht <<

Stange>> größere Ansicht <<


Sie bestand aus acht Ketten mit ca. 3,5 cm starken und ca. 1,80 m langen Gliedern (insgesamt 240). Es ergab sich eine Brückenbreite von 2,40 m. Die Ketten konnten einzeln gespannt werden. Das Wasser floss durch vier Bleirohre, die von einem Erdmantelgeschützt waren, über diese Brücke.

 

1914 empfahl der Regierungspräsident in Wiesbaden, die Kettenbrücke wegen Einsturzgefahr abzureißen und eine „moderne, passende“ Brücke zu errichten, aber erst 1934 wurde die alte Eisenkettenkonstruktion abgelegt und durch den Ernst-Dienstbach-Steg ersetzt.

 

Seit 1691 hat Weilburg noch eine weitere originelle Art, die Lahn zu überqueren: das Rollschiff. Ein stabiles Boot, das ein Fährmann mit Hilfe von Rollen an einem Seil über die Lahn (Nähe Hauseleyfelsen) hin und her führt.

 

Rollschiff>> größere Ansicht <<

 

Heute läuft der Betrieb des Rollschiffs während der Sommermonate. Im Winter liegt es im „Trockendock“.

 

Unter Fürst Carl Christian kam es am 17.September 1759 zur Grundsteinlegung für das neue Landtor aus Lahnmarmor. Der holländische Baumeister Pieter van Swart konzipierte es als eindrucksvolles Entrée in die Residenzstadt.

 

Dazu folgender Eintrag im Kirchenbuch: „... den 17.Sept. ist der Grundstein zum neuen Stadttor am Zuchthaus gelegt worden, er liegt linker Hand, wenn man zum Tor hinausgeht nah der Straße nach Ahausen zu im Kopf der Säule. ... Wir´wünschen dabei, es müsse Friede sein inwendig in deinen Mauern, o liebes Weilburg, Glück u. Segen in allen deinen Häusern.“

 

Bei dieser Gelegenheit wurden Weilburger Münzen, Weilburger Wein und eine Kupferplatte mit einer eingravierten lateinischen Inschrift mit eingemauert.

 

Landtor um 1860

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Landtor um 1860

 

Die Bauarbeiten verzögerten sich durch den Siebenjährigen Krieg; sie wurden erst 1768 beendet.

 

Im Laufe der Zeit änderte sich die Umgebung des Tores zum Beispiel durch den Bau der katholischen Kirche, so dass irgendwann das Landtor frei stand und seine Wirkung als „Triumphbogen“ erhielt.